Harmonische Kontraste: Bahnhof Rolandseck und der Richard Meier Bau
Nähert sich der Besucher dem Arp Museum über den Rhein, wandert der Blick vom klassizistischen Bahnhofsgebäude automatisch den bewaldeten Hügel hinauf. Zu Recht: Der Museumsneubau des amerikanischen Architekten Richard Meier versteckt sich nicht hinter zweckgebundener Funktionalität. Ein Kunstwerk in sich, ist er seit 2007 die Heimat der Arp-Sammlung.
Marcel Marceau»Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen«
Ihre (Kunst-) Reise beginnt im traditionsreichen Bahnhof Rolandseck, der klassizistische Eleganz mit zeitgenössischer Kunst und einem spektakulären Rheinblick verbindet. Von Anfang an war der Bahnhof ein Treffpunkt berühmter Persönlichkeiten aus Kunst und Politik. Den Geist und Stil der Anfangstage erleben Sie am besten im Museumsrestaurant, dem Bistro Interieur No. 253. Es umfasst den historischen Festsaal und den von Anton Henning gestalteten Barbereich, ein poppiges Gesamtkunstwerk, das sich über Mobiliar, Wände, Gemälde, Lampen und Fenster erstreckt. Dieser Bogenschlag zwischen Tradition und Moderne findet sich auch in der Verbindung des historischen Bahnhofs Rolandseck mit dem Museumsneubau von Richard Meier.
Strahlend weiß sitzt der Richard Meier Bau in der ihn umgebenden Naturkulisse. Der Besucher darf sich freuen: Wo Kunst und Museumsbau miteinander harmonieren, ist er der Gewinner. Hier herrscht kein Wettbewerb um den Mittelpunkt, sondern es wurde ein Kunstort geschaffen, der Gesicht zeigt und das Werk des Hauspatrons sowie auch zeitgenössische Kunst in Szene setzt.
Richard Meier»Meine offene und transparente Architektur schafft fließende Übergänge von innen nach außen und reflektiert dieselbe Verbindung zur Natur wie sie in den Werken von Hans Arp zum Ausdruck kommt.«
Richard Meier knüpft als einer der international führenden Museumsarchitekten an die Entwurfsprinzipien der klassischen Moderne an, die ihre Blütezeit im frühen 20. Jahrhundert hatte. Eine Epoche, die auch prägend für die Werke des Künstlerpaares Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp war. Sein lichtdurchfluteter Bau scheint den Besucher dem Alltag zu entheben, die Kunstwerke finden hier den gebührenden Raum zur Entfaltung.
Der Dreiklang »Bahnhof-Bergwerk-Burg« bestimmt den Besuch des Arp Museums. Das Erleben des Museums beginnt bereits nach dem Empfang im Bahnhof Rolandseck – der 40 Meter lange Gang, der sich dem Kassenbereich anschließt, ist eine stille Vorbereitung auf das Zusammenspiel von Museumsbau, Kunst und Licht, das den Besucher in der Folge begleitet. Unter den Gleisen hindurch und begleitet vom gelegentlichen Rattern der Züge, weitet sich der Tunnel schachtartig nach oben. Das durch ein vertikal verlaufendes Fensterband einfallende Tageslicht spielt je nach Tages- und Jahreszeit mit der Raumwirkung.
Der Berg ruftEin Niveauwechsel liegt vor dem Besucher: 40 Meter liegt der Neubau über dem Bahnhof Rolandseck.
Ein weiterer Tunnel führt anschließend 35 Meter tief in den Berg hinein. Die schlichte Betonröhre wird durch ein Lichtobjekt der Künstlerin Barbara Trautmann bestimmt. Der nüchterne, industriell anmutende Raum wirkt wie eine Reminiszenz an die Tradition der Hüttenindustrie der Umgebung. Das Ende des Tunnels führt zurück in das dominierende Weiß des Neubaus und öffnet sich zu den Aufzügen.
Völlig unerwartet hat der Besucher das Gefühl, plötzlich in einem Turm zu stehen, den die Aufzugsschächte und Treppe nach oben strecken. Die Fahrt in den teilverglasten Aufzügen wird dann zu einem Erlebnis für sich: Dem lichtdurchfluteten Dach entgegen gleitet die Aufzugkabine aus dem dunklen Grund, entlang an ausgegossenen Bohrkernen.
Kleiner TippSie wussten noch nicht, was eine »Promenade Architecturale« ist? Dem lohnt es sich nachzugehen!
Richard Meier konzipiert die Wege durch seine Gebäude als »Promenade Architecturale«. Halten Sie also die Augen offen, wo die Architektur Sie mit Ein- und Ausblicken oder lichtdurchfluteten Wegen überrascht. Überhaupt das Licht: Die vielen Öffnungen auf das umgebende Rheinpanorama sorgen für Transparenz, öffnen das Gebäude zur umgebenden Landschaft hin und wecken den Wunsch, das Wandeln in dieser fortzusetzen.
Ganz im Sinne von Hans Arp zieht es den Besucher nach draußen und unweigerlich auch an das Ufer des Rheins, wo die Werke des Skulpturenufers entdeckt werden wollen: Seit 2001 sind sie auf derzeit 14 Kilometern zwischen Remagen-Rolandswerth und Remagen-Kripp zu sehen und integrieren – wiederum ganz im Sinne der Hauspatrone – die Kunst in das Leben und in die umgebende Natur.