im Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Mal- und Achtsamkeits-Workshop für Menschen mit Aphasie
Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mal- und Achtsamkeitsworkshops unter Leitung von Ulla Hieronymi-Pinnock, Künstlerin und Kunsttherapeutin, hätte es keine bessere Hinführung in die Farb- und Gedankenwelt Gotthard Graubners geben können als die Tanz-Performance der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Herbstferienfreizeit „Farbe-Form-Klang-Körper". Der Ferienworkshop wurde von „Bad Honnef tanzt" in Kooperation mit dem Stadtjugendring Bad Honnef und dem Haus der offenen Tür Sinzig in den Räumen des Arp Museum Bahnhof Rolandseck angeboten. Die großformatigen, nahezu monochromen Kissenbilder schienen auf einmal lebendig zu werden und zu atmen; im Zusammenspiel mit den Synthesizerklängen und den anmutigen Bewegungen der Tanzgruppe entfalteten diese „Farbraumkörper" ihre eigene Wirkung.
Nach einer kurzen Führung von Frau Heike Henze-Bange, Leiterin der Kunstvermittlung des Arp Museum Bahnhof Rolandseck, führte Ulla Hieronymi-Pinnock / Künstlerin und Kunsttherapeutin die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mal- und Achtsamkeitsworkshops in die Farbenlehre ein. Welche Farben es gibt, wie sie miteinander in Beziehung stehen und welche Wirkung sie haben, belegte sie mit eindrucksvollen Beispielen. Farben sollen auch eine direkte Wirkung auf den menschlichen Organismus haben: So soll Orange den Antrieb fördern, Violett soll entgiftend und reinigend wirken. Bei der „Violetten Meditation", die später durchgeführt wurde, sollte zudem die Vernetzung beider Hirnhälften intensiviert werden. Mit Achtsamkeitsübungen zu Atem, Raum und Köper wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mal- und Achtsamkeitsworkshops, der von der Aphasie-Selbsthilfegruppe Bonn veranstaltet wurde, zu der eigenen Auseinandersetzung mit der Wirkung von Farbe hingeführt. Eine Meditation half dabei, die eigene Farbe für das eigene Kissenbild zu finden. Vorbereitete Kissen im Format 40 cm x 40 cm warteten darauf, mit verdünnter Acrylfarbe und mit verschiedenen Malwerkzeugen (Pinsel, Schwamm, Zahnbürste) in Kunstwerke verwandelt zu werden. Für Diejenigen, die bereits über Malkenntnisse auf „normalen" Untergründen wie Leinwand oder Papier, verfügten, war es ein Erlebnis, nun die Farbe versickern zu sehen oder bei festem Druck mit dem Pinsel zu merken, wie der Malgrund nachgibt. Was man vorher in der Meditation bereits versucht hatte, nämlich ganz im Hier und Jetzt zu sein und die Gedanken ziehen zu lassen, fand nun im Schaffensprozess eine Fortsetzung.
Ganz anders fühlte es sich dann an, ein zweites Bild mit unverdünnter Acrylfarbe in 2 Komplementärfarben auf einer Leinwand zu gestalten. So entstanden Gelb-lila-, Rot – grün- und Blau – orangefarbene Werke, die scheinbar vibrieren und die volle Aufmerksamkeit des Betrachters forderten.
Der Tag war so abwechslungsreich und alle Sinne ansprechend, dass bei der Abschlussrunde so manchem Teilnehmer die Worte fehlten, und dass nicht nur, weil es sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Mal- und Achtsamkeitsworkshops um Menschen mit einer erworbenen Sprachstörung und deren Angehörigen handelte. Aber so manches Lächeln sagte mehr als tausend Worte.
Besonderer Dank gilt dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck für die Bereitstellung der Räume sowie für die Vorbereitung der Kissen und der AOK Rheinland-Hamburg für die finanzielle Unterstützung dieses Workshops.