30 Aug 2024
Wenn Christian Steinbacher vom Balkon aus auf das klassisch rheinromantische Ensemble blickt, sieht er allerdings nicht nur Landschaft. Der Horizont mit der Silhouette des Siebengebirges wird zu einer Welle, aus der er eine Melodie für die Tonalität seiner Lyrik formt.
Den Klang der Rezitation stets im Ohr
Vor drei Wochen hat unser neuer Literaturstipendiat sein temporäres Atelier im Künstlerappartement ganz oben im neunten Stock des Hochhauses am Rhein bezogen. Dieser Ort, gestaltet vom Künstlerpaar Schuh/Volkmer, beeindruckt seine Bewohner immer wieder durch den Kontrast aus zurückhaltendem Interieur und grandiosem Ausblick auf Rhein und Siebengebirge.
Wenn Christian Steinbacher vom Balkon aus auf das klassisch rheinromantische Ensemble blickt, sieht er allerdings nicht nur Landschaft. Der Horizont mit der Silhouette des Siebengebirges wird zu einer Welle, aus der er eine Melodie für die Tonalität seiner Lyrik formt.
Für ihn ist Text und sprachliche Darbietung untrennbar miteinander verbunden. Schon beim Schreiben seiner Gedichte hat er den Klang der Rezitation stets im Ohr. Wenn er aus seinen Werken liest, wird das kleine Appartement mit seinen einfachen Formen und dem dezenten Farbton - RAL 1015/Hellelfenbein - auf einmal von unerwarteter sprachlicher Opulenz überwältigt. Der Autor ist sein eigener Darsteller, der österreichische Tonfall tut seinen Teil hinzu, man lauscht fasziniert dem Klang der Worte und freut sich an provokativen Irritationen im Umgang mit den vertrauten Regeln formaler Semantik.
Er widmet sich bei seiner Arbeit für "Arp im Ohr" zurzeit Texten von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp, die er fragmentiert, "rausreißt" und mit metrischen Schablonen und willkürlich veränderten Nomina zu neuen Kompositionen verarbeitet. Wir sind sehr gespannt auf die finalen Ergebnisse!
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Auf Christian Steinbachers Website findet man Zitate von Rezensenten, die seine Arbeit und seine Intention beschreiben:
„Alles scheint sich hier zu verbinden und wieder zu trennen.“ (Nico Bleutge, Neue Zürcher Zeitung)
„Vielleicht ist ja die Literatur, besonders die von Christian Steinbacher, ein Kampf für die Verzauberung des Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.“ (Andreas Puff-Trojan, Der Standard)
„Ein Sprachtänzer und poetischer Unruhestifter, der keine Konvention gelten lässt.“ (Michael Braun, www.poetenladen.de)
Den Arp im Ohr
In Kooperation mit dem Künstlerhaus Edenkoben lobt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck jährlich für 3 Monate (August-Oktober) ein Stipendium für Schriftsteller*innen aus, die sich in ihrer Arbeit mit dem Werk Hans Arps beschäftigen. Es umfasst freies Wohnen in einer museumseigenen Wohnung in Remagen-Rolandseck sowie eine monatliche Zuwendung. Die während des Aufenthalts in Rolandseck entstandenen Texte können in einer Anthologie veröffentlicht werden.