22. Sep 2025
Auszug Text Mathias Traxler"
Wirklich an der Stelle das nächste Ei legen, wo man aufgehört hat.
Statt Oval Ovid gelesen, ad. lieb-parade
par dessus le Handbremse ent-täuscht von der haltvollen
undicht rêve reliefs
Par là-bas holden Dosenbahnanas Widerhall Schneckenkette
wenn ihr schon Emotionen lernen wollt
behaart voll Plamet wer weiltauf Fenstern und Flügeln
der Garetten in Rudermenagen
Eine poetische Annäherung an das Werk von Hans Arp
Der aktuelle Literaturstipendiat des Arp Museums nähert sich Hans Arp. Physisch hat er es nicht weit, denn er wohnt in Sichtkontakt zum Museum im Künstlerappartement ganz oben im Hochhaus am Rheinufer und ist in wenigen Minuten im Bahnhof Rolandseck. Was er sich vorgenommen hat, ist jedoch eine poetische Annäherung an das Werk unseres Namenspatrons, die er in Form einer kreativen Interaktion konzipiert hat.
Sie ist aufgeteilt in vier Schritte, deren erster noch aus der der Distanz des Stipendiatenappartements geschieht und der zweite als atmosphärische Kontaktaufnahme mit dem Ambiente des Hauses und Eintauchen in den "Kosmos Arp", der Dauerausstellung mit den Werken von Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp. Im dritten Schritt geschehen gedankliche Hinwendungen zu einzelnen Kunstwerken (oder auch Gedichten) von Hans Arp, dies muss nicht unbedingt im Museum stattfinden, sondern kann z.B. auch auf einem Waldspaziergang passieren. Im vierten Schritt befindet sich das Kunstwerk direkt vor dem Betrachter und sind die Notate unmittelbar durch diese Präsenz angeregt.
Die Zeilen, die der Poet auf dem immer präsenten Notizblock während dieses Prozesses niederschreibt, sind in keiner Weise deskriptiv, sondern intuitive Formulierungen und Wortkombinationen, die ihm während seiner Näherung in den Sinn kommen. Sie sind Wechselwirkungen aus Gesehenem, Assoziiertem und im Moment Gedachtem, die er ungefiltert miteinander verbindet. Bemerkenswert ist außerdem die auch formal systematische Strukturierung des Textes durch Blöcke. Sie stehen nicht nur als Absätze untereinander, sondern werden durch jeweils stärkere horizontale Einzüge immer enger und symbolisieren auch dadurch die fortschreitende Annäherungsbewegung an die Werke des Bildenden Künstlers.
Am Donnerstag, den 9. Oktober 2025, führen Mathias Traxler und Dr. Julia Wallner, Direktorin des Arp Museums Bahnhof Rolandseck, dialogisch durch die Ausstellung Kosmos Arp. Im Anschluss klingt der Abend mit einer Lesung des Lyrikers und einem Apero im Kleinen Festsaal aus.
Donnerstag, 9.10.2025, 17 bis 20 Uhr, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, kostenfrei, zzgl. Museumseintritt, Anmeldung erforderlich: anmeldung@arpmuseum.org oder +49 2228 9425-36).
Der Lyriker Mathias Traxler ist der diesjährige Stipendiat der Reihe Arp im Ohr, die jährlich vom Künstlerhaus Edenkoben und dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck vergeben wird. Von August bis Oktober lebt und arbeitet Traxler in der Gästewohnung des Museums. Im Zentrum seines Aufenthalts steht die literarische Auseinandersetzung mit dem Werk von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp.
Mathias Traxler, 1973 in Basel geboren, lebt seit 1999 als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Basel und Fribourg entwickelte er ein literarisches Werk, das sich an den Schnittstellen von Dichtung und Musik, Lyrikvortrag und Übersetzung bewegt. Eine zentrale Rolle spielen dabei seine Lesungen, die improvisatorische und textgenerierende Elemente verbinden. Seine Lyrik bricht bewusst mit klassischen Formen: Ungewöhnliche Grammatik, verdrehte Bilder und eigenwillige Interpunktion eröffnen alternative Lesewege und binden die Leser*innen aktiv ein. Fremdrede und abrupte Brüche erzeugen Irritationen und Sinnverschiebungen. Die Sprache hinterfragt sich selbst und hält Bedeutungen in Bewegung.
Den Arp im Ohr
In Kooperation mit dem Künstlerhaus Edenkoben lobt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck jährlich für 3 Monate (August-Oktober) ein Stipendium für Schriftsteller*innen aus, die sich in ihrer Arbeit mit dem Werk Hans Arps beschäftigen. Es umfasst freies Wohnen in einer museumseigenen Wohnung in Remagen-Rolandseck sowie eine monatliche Zuwendung. Die während des Aufenthalts in Rolandseck entstandenen Texte können in einer Anthologie veröffentlicht werden.