#ARPAMSONNTAG | DALÌ, ARP UND DIE METAMORPHOSE

20 Sep 2020

#arpamsonntag

Führung mit Dr. Nicole Birnfeld | Dalí, Arp und die Metamorphose

Bei den Gemälden Salvador Dalís und den Plastiken Hans Arps müssen wir schon mehr als einmal hinschauen, um sie zu erfassen, um dann doch immer wieder auf eine neue Spur gebracht zu werden. Kunsthistorikerin Dr. Nicole Birnfeld lädt heute dazu ein, unsere Sehgewohnheiten einmal außer Acht zu lassen und bei den beiden Meistern der Metamorphose neue Möglichkeiten der Wahrnehmung zu entdecken.

Eine besondere Seh-Herausforderung stellt das Gemälde DIE METAMORPHOSE DES NARZISS von Salvador Dalí dar, das wir als Leihgabe aus der Tate in London hier bei uns in Rolandseck zeigen. Mit Bildern wie diesem hinterfragt Dalí unsere Sinneswahrnehmung und führt uns bildhaft vor Augen, dass es mehrere Wahrheiten geben kann.

Metamorphose

Hans Arp

Seit 1930 schafft Arp erste vollplastische Formen.

Sie haben keine Ansichtsseite mehr. Wenn man um sie herumgeht, eröffnen sie immer neue Ansichten. Und nicht nur das, ihre fließenden Formen erscheinen ebenso flüchtig wie die Konstellationen. Sie sind quasi Sinnbilder der Wandelbarkeit, der Metamorphose. Was wir heute schon zu sehen gewohnt sind, war im Jahr 1930 eine revolutionäre Neuerung in der Kunst. So konnte man in der Zeitschrift Cahiers d’Art einen begeisterten Bericht lesen, in dem es heißt, dass mit Arp ein ganz neuer Ansatz der Bildhauerei geboren sei.

Die Metamorphose des Narziss

Salvador Dalí

Das Thema der Metamorphose, das für Arp zeitlebens eine zentrale Rolle spielte, findet sich auch in Dalís Gemälde »Die Metamorphose des Narziss«.

Wer hat den Narziss erkannt? Er kauert, seine Stirn auf dem angewinkelten Knie abgelegt, in der linken Bildhälfte und betrachtet sein Spiegelbild im Wasser. In der rechten Bildhälfte lässt Dalí aus den exakt gleichen Formen eine Hand entstehen, die ein Ei hält – aus diesem wiederum wächst oben eine Narzisse heraus.

Dalí hat Doppelbilder wie dieses entwickelt, um den Übergang von einem Zustand in einen anderen und eine Gleichzeitigkeit unterschiedlicher traumartiger Wahrnehmungen darzustellen.

Zu diesem Bild gibt es eine Art Gebrauchsanweisung und Erläuterung von Dalí selbst: „Wenn man die hypnotisch reglose Gestalt des Narziss eine Zeitlang aus einer leichten Distanz und mit einer gewissen zerstreuten Starrheit betrachtet, verschwindet sie nach und nach und wird schließlich unsichtbar. Genau in diesem Moment findet die Metamorphose des Mythos statt, denn die Erscheinung des Narziss verwandelt sich plötzlich in die Erscheinung einer Hand, die aus ihrem eigenen Spiegelbild auftaucht.“ Mit Bildern wie diesem hinterfragt Dalí unsere Sinneswahrnehmung und führt uns bildhaft vor Augen, dass es mehrere Wahrheiten geben kann.

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SALVADOR DALÍ UND HANS ARP. DIE GEBURT DER ERINNERUNG
nach Wiedereröffnung bis zum 16. August 2020

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Werke Salvador Dalí
© Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres/ VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Werke Hans Arp

© VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Video: Helmut Reinelt / Kulturbuero nr5

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