#ARPAMSONNTAG | FÜHRUNG: DIE ARCHITEKTUR RICHARD MEIERS 2

19 Jul 2020

Richard Meier

»Hier gehört alles zum Gesamterlebnis: die Ankunft am Bahnhof, der Gang durch den Tunnel, die Fahrt nach oben mit dem Aufzug und die Überquerung der Brücke zum Museum.«

#ARPAMSONNTAG

Ein Haus für die Künste

Kunsthistoriker Olaf Mextorf ist bestens vertraut mit der Architektur des Museums vom historischen Bahnhof bis hin zum Neubau. Mit ihm haben wir während der Schließung des Museums im April und Mai diesen Jahres Videoführungen zu Architektur des amerikanischen Stararchitekten Richard Meier gedreht. Heute führt er uns, noch ohne Wegeleitsystem und Hygienehinweise, von den Aufzügen über die Brücke hinein in den dreistöckigen, offenen Museumsbau.

Olaf Mextorf lädt regelmäßig, gemeinsam mit seinen Kolleginnen Nicole Birnfeld und Judith Graefe, zur Dialogführung DER ENTSCHLEUNIGTE BLICK zu uns nach Rolandseck ein. Die nächsten Termin sind:

Samstag, 15. August 2020, 11.30 - 13.00 Uhr
DIALOGFÜHRUNG »DER ENTSCHLEUNIGTE BLICK« – THINK BIG! MALERISCHE ÜBERWÄLTIGUNG IM WERK VON JONAS BURGERT

Samstag, 26. August 2020, 11.30 - 13.00 Uhr
DIALOGFÜHRUNG »DER ENTSCHLEUNIGTE BLICK« – MAGIER DES LICHTS – RICHARD MEIER UND SEIN „LIEBSTES BAUMATERIAL“

Anmeldungen sind erforderlich

Marcel Marceau

»Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen«

Promenade Architecturale

Nähert sich der Besucher dem Arp Museum über den Rhein, wandert der Blick vom klassizistischen Bahnhofsgebäude automatisch den bewaldeten Hügel hinauf. Zu Recht: Der Museumsneubau des amerikanischen Architekten Richard Meier versteckt sich nicht hinter zweckgebundener Funktionalität. Ein Kunstwerk in sich, ist er seit 2007 die Heimat der Arp-Sammlung.

Richard Meier knüpft als einer der international führenden Museumsarchitekten an die Entwurfsprinzipien der klassischen Moderne an, die ihre Blütezeit im frühen 20. Jahrhundert hatte. Eine Epoche, die auch prägend für die Werke des Künstlerpaares Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp war. Sein lichtdurchfluteter Bau scheint den Besucher dem Alltag zu entheben, die Kunstwerke finden hier den gebührenden Raum zur Entfaltung.

Richard Meier konzipiert die Wege durch seine Gebäude als »Promenade Architecturale«. Halten wir also die Augen offen, wo die Architektur uns mit Ein- und Ausblicken oder lichtdurchfluteten Wegen überrascht. Überhaupt das Licht: Die vielen Öffnungen auf das umgebende Rheinpanorama sorgen für Transparenz, öffnen das Gebäude zur umgebenden Landschaft hin und wecken den Wunsch, das Wandeln in dieser fortzusetzen.

Bahnhof-Bergwerk-Burg

Der Dreiklang »Bahnhof-Bergwerk-Burg« bestimmt den Besuch des Arp Museums. Das Erleben des Museums beginnt bereits nach dem Empfang im Bahnhof Rolandseck – der 40 Meter lange Gang, der sich dem Kassenbereich anschließt, ist eine stille Vorbereitung auf das Zusammenspiel von Museumsbau, Kunst und Licht, das den Besucher in der Folge begleitet. Unter den Gleisen hindurch und begleitet vom gelegentlichen Rattern der Züge, weitet sich der Tunnel schachtartig nach oben. Das durch ein vertikal verlaufendes Fensterband einfallende Tageslicht spielt je nach Tages- und Jahreszeit mit der Raumwirkung.

Ein weiterer Tunnel führt anschließend 35 Meter tief in den Berg hinein. Die schlichte Betonröhre wird durch ein Lichtobjekt der Künstlerin Barbara Trautmann bestimmt. Der nüchterne, industriell anmutende Raum wirkt wie eine Reminiszenz an die Tradition der Hüttenindustrie der Umgebung. Das Ende des Tunnels führt zurück in das dominierende Weiß des Neubaus und öffnet sich zu den Aufzügen.

Völlig unerwartet hat der Besucher das Gefühl, plötzlich in einem Turm zu stehen, den die Aufzugsschächte und Treppe nach oben strecken. Die Fahrt in den teilverglasten Aufzügen wird dann zu einem Erlebnis für sich: Dem lichtdurchfluteten Dach entgegen gleitet die Aufzugkabine aus dem dunklen Grund, entlang an ausgegossenen Bohrkernen.

Der dreigeschossige Neubau erinnert an eine moderne, weiße Rheinburg – nicht wehrhaft und abweisend wie in alten Tagen, sondern als offener und einladender Ort der Kunst.

Die ausführlichen Informationen zur Architektur des Bahnhofs und des Neubaus von Richard Meier sind unter folgendem Link zu finden:

DIE ARCHITEKTUR DES MUSEUMS

Richard Meier

*12.10.1934 in Newark, New Jersey, USA als Peter Richard Alan Meier
Bis 1957 Studium der Architektur an der Cornell University in Ithaca, New York (BArch 1957)
1959 Besuch bei Le Corbusier in Paris

__________________________

Für die Werke von Jonas Burgert

© JonasBurgert

Video: kulturbuero nr5

Diesen Inhalt teilen