#ARPAMSONNTAG | SKULPTURENUFER: THOMAS HUBER. EIN NEUES PANORAMA FÜR REMAGEN

18 Okt 2020

#ARPAMSONNTAG

Kunst zwischen Realität und Utopie

Kunsthistorikerin Dr. Nicole Birnfeld begrüßt uns heute in Remagen an der Rheinpromenade. Dort sorgt seit 2001 das Kunstwerk EIN NEUES PANORAM FÜR REMAGEN von Thomas Huber immer wieder für Verwunderung und Diskussionsstoff über Kunst, Realitäten und Utopien. Und genau das macht diese zeitgenössische Arbeit, die zum SKULPTURENUFER REMAGEN gehört und mit der uns der Künstler auf eine falsche Fährte führt, so spannend.

Das in der Kunst der Antike verwurzelte Postulat »täuschend echt« zu sein, überführt Huber in unsere Zeit.

Über das Werk

Das von Thomas Huber gestaltete Bauschild »Ein neues Panorama für Remagen« stellt einen fiktiven und utopischen Entwurf des gegenüberliegenden Panoramas der Ortsgemeinde Erpel dar. Das Schild spielt auf den Verlust der zerstörten Brücke von Remagen an, die einst beide Orte verband. Ein ursprünglich auf der Erpeler Seite aufgestelltes zweites Bauschild mit der Ansicht einer neu gestalteten Remagener Promenade wurde auf Wunsch der Erpeler Bevölkerung 2006 demontiert.

In der ursprünglichen Ausführung hatte Thomas Huber für das Skulpturenufer Remagen zwei Bilder-Bauschilder entworfen. Sie waren an den jeweiligen Anlegern der Rheinfähre »Nixe« postiert, die als Ersatz für die zerstörte »Brücke von Remagen« zwischen Erpel und Remagen verkehrt.

Das Bilder-Bauschild am Ufer von Remagen zeigt ein von Huber entwickeltes Panorama Erpels. Das ehemalige Bauschild am Ufer von Erpel zeigte eine neugestaltete Uferpromenade auf Remagener Seite. Beide Bilder sind Teil seiner Utopie, die sich im langfristig angelegten Projekt »Huberville« und in der Werkreihe »Bauvorhaben« spiegelt.

Thomas Huber entwirft hier eine ideale Stadt mit Hotels, Altersruhesitzen, Rundfunkanstalten, Museen und Gebeinhäusern im traditionellen Medium des Bildes. Immer handelt es sich dabei um Visionen, die mit den realen Bedingungen vor Ort korrespondieren. Die in der Kunst der Antike verwurzelte Maxime »täuschend echt« zu sein – ein Bild ist nur dann gelungen, wenn Vögel, wie beim antiken Künstler Zeuxis, versuchen, die gemalten Früchte des Gemäldes aufzupicken, weil sie sie für echt halten – überführt Huber in unsere Zeit.

Was Kunst bewirken kann

Entfernung des 2. Bauschilds in Erpel

Das Bilder-Bauschild auf der Remagener Seite »Ein neues Panorama für Remagen« existiert nach wie vor an der Rheinpromenade in Remagen. Das Bilder-Bauschild »Neugestaltung der Promenade von Remagen« auf der Erpeler Seite wurde mit Beschluss des Ortsgemeinderats Erpels vom Mai 2006 nach einer ursprünglich genehmigten Aufstellungszeit von 5 Jahren, die nicht verlängert wurde, am 28. Juni 2006 demontiert.

Diesem Beschluss ging wiederholte Kritik der Erpeler Bürger voraus. Sie fühlten sich in der von Thomas Huber dargestellten Vision »Ein neues Panorama für Remagen« verunglimpft. Ihrer Meinung nach wurde durch das Bilder-Bauschild die historische Ortsansicht verunstaltet. Diskussionen am Bilder-Bauschild in Remagen über die vermeintliche Neuplanung Erpels in naher oder auch ferner Zukunft sorgten immer wieder für Irritationen. Konnte es denn möglich sein, dass dieses »Bauvorhaben« tatsächlich realisiert werden sollte?

Hubers Verwirrspiel von Realität und Bildvision hat somit neue Realitäten geschaffen. Die durch die Erpeler Bürger kritisierte Ansicht »Ein neues Panorama für Remagen« ist weiterhin auf der Remagener Seite zu sehen. Die von den Erpelern hingegen akzeptierte Version »Neugestaltung der Promenade von Remagen« schlummert in einem Kunstlager.

Der Künstler

Thomas Huber ist 1955 in Zürich geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin. Neben seiner Bauschild-Installation für das Skulpturenufer Remagen hat der Künstler auch die öffentliche Bibliothek des Arp Museums Bahnhof Rolandseck gestaltet.

Links

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Video: kulturbuero nr5

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