#ARPSLIEBLING | SOPHIE TAEUBER-ARP: OHNE TITEL (GRASSE)

09 Dez 2020

  • 1 / 3
    SOPHIE TAEUBER-ARP | OHNE TITEL (GRASSE) | 1940
    © Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Foto: Helmut Reinelt
  • 2 / 3
    SOPHIE TAEUBER-ARP | OHNE TITEL (GRASSE) | 1940 | Ausstellungsansicht
    © Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Foto: Helmut Reinelt
  • 3 / 3
    #ARPSLIEBLING | LIEBLINGSKUNSTWERKE UNSERER KUNSTVERMITTLER*INNEN | POSTKARTEN
Marilen Sanchez | Freie Kunstvermittlerin

»Liebste Sophie, ich liebe diese Zeichnung von Dir! Und weißt du warum? Ich liebe diese
Zeichnung weil sie voller Kraft und Hingabe ist.«

#ARPSLIEBLING

SOPHIE TAEUBER-ARP | OHNE TITEL (GRASSE) | 1940

»Liebste Sophie, ich liebe diese Zeichnung von Dir! Und weißt du warum? Ich liebe diese Zeichnung weil sie voller Kraft und Hingabe ist. Es ist keine komplexe abstrakte Komposition und die Bildelemente haben eine geordnete aber leichte Beziehung zueinander. Diese Zeichnung ist losgelöst von Zwängen und voller rhythmischer Dynamik, sie wirkt auf mich wie eine Geste der Freiheit.

Á propos – de Liberté, soyons un peu philosophique chère Sophie. … Wann sind wir wirklich frei und wann im goldenen Käfig? Eine relevante Frage für Dich damals vor dem Ausbruch des zweiten Welt Krieges und für mich jetzt, mitten im COVID 19-Geschehen.

Tanz und Choreografie, das hast du geliebt und ich auch. Verrate es mir bitte, sind diese
Zeichnungen nicht etwa eine kleine Ballett-Choreografie? Ich habe sie hin und wieder mal während meiner Pausen im Museum und zwischen den Führungen im Gedanken getanzt. Erstmals die bunten Linien der grazilen Schritte der Prima Ballerina auf der Bühne und dann das gesamte Ensemble. Könnte eine Pina Bausch Choreografie auch so aussehen? Ja, ich denke ja.

Ich habe großen Spaß mit meinem Kopftanz liebe Sophie. … Wahrscheinlich so viel wie Du! Ach, noch etwas bevor die hundert Worte erschöpft sind: kannst du Dich an Hilma af Klint erinnern? Ihr habt euch gekannt, nicht wahr? Die lang vergessene Künstlerin ist international auf großes Interesse gestoßen. Ich freue mich sehr für Euch, nach und nach begreifen wir die Dimensionen Eurer Werke und dass ihr als Macherinnen der Kunstgeschichte zu lange verschollen wart.


Bis zum nächsten Brief,
Deine immer tanzende M.«

AUTORIN

Marilen Sanchez | Freie Kunstvermittlerin für Führungen und Workshops in Deutsch, Englisch,
Spanisch und Katalanisch | www.MBellart.de

INFO ZUR BEITRAGSREIHE

#ARPSLIEBLING | DIE LIEBLNGSKUNSTWERKE UNSERER KUNSTVERMITTLER*INNEN

Welchen #arpsiebling haben eigentlich die freien Mitarbeiter*innen unserer Kunstvermittlung HANSUNDSOPHIE ? Sie sind an allen Themen rund um die Ausstellungen und das Museum interessiert und geben ihr umfangreiches Wissen in den verschiedensten Kunstvermittlungsformaten leidenschaftlich an unserer Besucher*innen weiter. Wir waren neugierig, für welches Werk ihr Herz besonders schlägt und haben eine wunderbare Sammlung von Lieblingskunstwerken mit sehr persönlichen Texten zusammengetragen.

Wir veröffentlichen sie hier an dieser Stelle regelmäßig während des Lockdowns und darüber hinaus. Nach der Wiederöffnung sind Sie als Postkarten mit Bild und Text im Museum zu finden und können bei einem Besuch sehr gerne mitgenommen werden.

ZUM WERK

Schwebende Linien

Zwischen 1939 und 1942 wird die freie Linie bestimmendes Ausdrucksmittel für eine intensive Werkphase der Künstlerin Sophie Taeuber-Arp. Die bislang geschlossenen Konturen, mit denen sie Muscheln oder Blätter skizzierte, öffnen sich und verselbstständigen sich zu rhythmisch bewegten Schleifengebilden. Anstelle des Grafitstifts verwendet Sophie Taeuber-Arp zumeist farbige Buntstifte.

Die Linien schweben vor dem ungewöhnlich freien Bildgrund, begegnen sich in immer neuen Variationen: mal geordnet, mal scheinbar chaotisch oder kombiniert mit geraden, winkligen Elementen. Häufig definiert Taeuber-Arp in den Zwischenräumen farbige Flächen, die zu den ansonsten fließenden Bewegungen ein spannungsreiches Gegengewicht bilden. Diese Linienbilder benennt sie nach ihren Entstehungsorten in Südfrankreich: Nérac, Veyrier und schließlich Grasse. Nichts scheint in diesen farbenfrohen, schwerelosen Rhythmen darauf hinzudeuten, in welch bedrohlicher, vom Krieg überschatteten Zeit sie im Exil entstehen.

DIE KÜNSTLERIN

Sophie Taeuber-Arp leistete einen der bedeutendsten Beiträge der Avantgardekunst in Europa. Als Ausdruckstänzerin beteiligt sie sich zunächst an den Soiréen der Dadaisten. Als Malerin, Textilgestalterin, Plastikerin und später auch als Innenarchitektin entwickelt sie eine unverwechselbare Bildsprache: Ein Zusammenspiel von Form und Farbe, von Rhythmus und Balance. Ziel ihres frühen Schaffens ist es, die traditionelle Trennung von angewandter und freier Kunst aufzuheben und somit Kunst in den Alltag zu integrieren. Durch ihre klaren geometrischen Kompositionen wird sie zur Schlüsselfigur der Konkreten Kunst.

DIE AUSSTELLUNG IM AMBR

SOPHIE TAEUBER-ARP 1889 - 1943

Bewegung und Gleichgewicht
05. März 2010 – 06. Juni 2010

LINK ZUR AUSSTELLUNG

LINK ZUM KATALOG

Diesen Inhalt teilen