1821, Sir Francis Leggatt Chantrey
Marmorrelief-Medaillon in original intarsierter Mahagoni-Schatulle
⌀ 38 cm (Kasten: 51 x 51 cm)
Leggatt Chantrey, ein Freund Turners und Canovas, ist der bildliche Chronist der Upper Class seiner Zeit. Die Größen der gregorianischen Epoche verkehrten in seinem Atelier – von Königin Victoria über Walter Scott bis zu George Washington. Mit keinem Geringeren als Phidias, einem der berühmtesten Bildhauer der Antike, verglichen ihn seine Zeitgenossen. Und tatsächlich boten Francis Leggatt Chantrey die klassischen Herrscherprofile auf antiken Medaillen und Münzen Anregungen für seine raffiniert schlichten und natürlichen Bildnisreliefs. Kurz nach einer Italienreise 1819, bei der er Carrara-Marmor kaufte, entstand dieses Marmormedaillon, das noch in der zugehörigen Mahagoni-Schatulle ruht. Meisterhaft hielt der Bildhauer die Züge der namenlosen Unbekannten fest. Kein Detail entging ihm. Anhand der physiognomischen Details wollte er ihr Wesen erfassen, wie es Lavater in seinen »Physiognomischen Fragmenten« im 18. Jahrhundert beschrieben hatte. Damit ihm dies gelang, traf sich Leggatt Chantrey mit seinen Modellen vorab zwanglos zum Frühstück und beobachtete sie im Gespräch mit Freunden. Mit Hilfe einer Camera lucida erstellte er drei Entwurfszeichnungen. Nach etwa sechs Sitzungen entstand zunächst ein Gipsmodell, dem das endgültige Marmorrelief folgte. Bildnismedaillons wie das hier gezeigte hatten einen intimen Charakter. Sie ruhten versteckt in ihrer Schatulle und dienten der Erinnerung an einen geliebten verstorbenen Menschen.
Sir Francis Leggatt Chantrey wurde 1781 in Norton/Sheffield geboren und starb 1841 in London.