2012/2023, Franziska Nast
Vom 26. Februar bis zum 17. September 2023 war die Einzelausstellung RRRRReality. Franziska Nast im Arp Museum Bahnhof Rolandseck zu sehen. Ausgangspunkt dafür war die großangelegte Arbeit How long is too long for your dreams?, die 2012 im Zuge der Ausstellung Die Eroberung der Wand. Nazarenerfresken im Blick der Gegenwart entstanden ist. Franziska Nast wurde damals neben elf weiteren Künstlerinnen eingeladen, sich vor Ort und im Zusammenspiel mit den Speyrer Dom-Fresken der 12 Apostel von Johann von Schraudolph (1808–1879), mit der Gattung der Wandmalerei zu beschäftigen. Als Bildträger wählte sie zwei Säulen im vorderen Bereich der Ausstellungsetage. Diese signifikanten architektonischen Merkmale des Richard Meier Baus deutete sie als Körperteile um. Mit Hektografietinte und Tätowierwerkzeugen schrieb sie diesen ein „Motivgeflecht“ ein, das dem Nautikrepertoire der sogenannten Seefahrerromantik sowie dem Motivarchiv des legendären Tätowierers, ihres langjährigen Freundes und Lehrers, Herbert Hoffmann (1919–2010) entstammte.
Nach der Ausstellung 2012 wurde die Arbeit restauratorischen Empfehlungen folgend unter einer Materialschicht (Hostaphan® – weichmacherfreie PET-Folie und feste Tapete) sorgfältig bewahrt, um sie elf Jahre später wieder zu „entblättern“ und sichtbar zu machen. Im Rahmen der Ausstellung RRRRReality. Franziska Nast wurden die Säulen "nachgestochen" – nun angereichert um Elemente, Eindrücke, geheime Notizen und Motive der aktuellen Ausstellung sowie alle Namen des Aufsichtspersonals – als Hommage an jene, die am längsten mit und neben den Säulen verbrachten.
Bis heute existiert diese grafisch anmutende und lebendige Arbeit, „wohl behütet“ wiederum unter einer Schutzschicht und gehört seither, wenn auch im Verborgenen, zu den in situ Werken des Arp Museums.
Franziska Nast (*1981, lebt und arbeitet in Hamburg)
How long is too long for your dreams?, 2012/2023
Betonsäulen, Hektographietinte eintätowiert in Climaflex®
526,5 cm, Ø 72,7 cm