MAGAZIN_2.2 | FANTASTISCH PLASTISCH: MATERIALIEN

Bronze, Holz, Gips oder Stein - die Materialauswahl ist vielfältig

In unserem MAGAZIN könnt Ihr Euch ausführlich über die Themen der Ausstellungen und darüber hinaus informieren. Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich mit Skulptur, Plastik und der dreidimensionalen Kunst. Hier auf unserem Blog veröffentlichen wir Auszüge einzelner Themenbeiträge. Wer neugierig ist und alles lesen möchte, folgt dem MAGAZIN-Button.

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    Kunstkammer Rau. In Form! | Ausstellungsansicht
    © Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Sammlung Rau für Unicef | Foto: Helmut Reinelt
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    Stella Hamberg. Corpus | Ausstellungsansicht
    © Stella Hamberg | Foto: Helmut Reinelt
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    RODIN / ARP | Ausstellungsansicht
    © Arp Museum Bahnhof Rolandseck | Foto: Helmut Reinelt
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    Bildhauerei-Werkstatt im historischen Bahnhof
    © Foto: Helmut Reinelt

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Materialien

Skulptur oder Plastik?

Momentan lassen sich in unserem Museum ganz unterschiedliche Skulpturen bestaunen. Glatte und bewegte Oberflächen überraschen ebenso wie ungewöhnliche Farbverläufe auf den Skulpturen. Andere Figuren offenbaren unter Schichten abgesplitterter Farbe ihre Holzmaserung.

Gemeinhin werden die Begriffe Skulptur und Plastik synonym verwendet. Plastik bezieht sich jedoch auf die Bearbeitung von weichen, formbaren Materialien, während sich die Skulptur durch das Abtragen von harten (z.B. Holz, Stein, Elfenbein usw.) Materialien definiert. Sie wird darum oft als „subtraktives“ Verfahren benannt.

Die vielfältigen Materialien und Techniken lassen sich in unserer Bildhauerei-Werkstatt entdecken und selbst ausprobieren.

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Bronze

  • Entstehungsprozess der Skulptur »vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte«
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    Entstehungsprozess der Skulptur »vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte« von Stella Hamberg (2008/2021) in der Gießerei Knaak, Berlin
    © Foto: Mick Vincenz
  • Entstehungsprozess der Skulptur »vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte«
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    Entstehungsprozess der Skulptur »vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte« von Stella Hamberg (2008/2021) in der Gießerei Knaak, Berlin
    © Foto: Mick Vincenz
  • Entstehungsprozess der Skulptur »vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte«
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    Entstehungsprozess der Skulptur »vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte« von Stella Hamberg (2008/2021) in der Gießerei Knaak, Berlin
    © Foto: Mick Vincenz

Die Technik des Bronzegusses ist schon sehr alt, wenngleich sich die einzelnen Materialien und Arbeitsschritte im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Die grundlegenden Prinzipien des Gussverfahrens sind hierbei jedoch gleich geblieben.

Für die aktuelle Ausstellung fertigte die Künstlerin Stella Hamberg eine neue Auflage ihres Werks vom Verrecken und der absoluten Unmöglichkeit zu sterben 2 – der Gefährte an. Anhand der oben zu sehenden Fotos erhalten Sie Einblick in den Entstehungsprozess der Bronzeskulptur in der Berliner Gießerei Knaak. Das Resultat können Sie live auf unserer Ausstellungsetage bewundern.

Alles beginnt mit dem ursprünglichen Modell des*r Künstler*in. Dieses entsteht in mühsehliger Handarbeit und wird für das Gießen präpariert. Beim sogenannten Wachsausschmelzverfahren sind viele Arbeitsschritte notwendig, um das ursprüngliche Modell schließlich in Bronze gießen zu können.

Für die Erstellung der Gussform wird zunächst ein sogenanntes Wachspositiv erstellt. Hierfür wird das Original zur Hälfte mit Tonplatten belegt, die daraufhin mit Gips überzogen werden. Sobald der Gips getrocknet ist, wird er von den Gipsstützschalen entfernt und die Schalen wieder um das Modell gelegt. Der Hohlraum zwischen Original und Gips wird daraufhin mit flüssiger Gelatine oder Silikon ausgegossen. Die so entstandene Form ist nach der Abnahme vom Original bereit für die weitere Verarbeitung.

Beide Formen werden zusammengefügt und mit heißem Wachs ausgegossen, sodass eine Hohlform entsteht, die auch Wachsrohling genannt wird. Der Rohling wird mit einem Schamottekern, einem feuerfesten Material, gefüllt und kann danach nochmals von der*dem Künstler*in retuschiert werden. Danach wird der Körper mit Gips-Schamotte umhüllt, die sogenannte Schamotteform entsteht. Diese wird einige Tage im Brennofen gebracht, sodass die Wachsschicht schmilzt. In die so entstandenen Hohlräume wird dann die flüssige Bronze gegossen. Nachdem die Bronze erkaltet ist, wird der Schamottenmantel abgeschlagen. Danach schließen sich weitere Arbeitsschritte der Oberflächenbearbeitung an, wie z.B. das Veredeln mit einem speziellen Überzug, der sogenannten Patina, die den Skulpturen eine bestimmte Farbe verleihen.

Für große Bronzefiguren, wie den Gefährten wird nicht ein großes Wachspositiv erstellt, sondern Gussformen für einzelne Teilbereiche der Figur angefertigt, die im Nachgang aneinander geschweißt werden.

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Stein

  • Materialien Bildhauerei-Werkstatt
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    Steinblock sowie Werkzeuge
    © Foto: Helmut Reinelt
  • Bildhauerei-Werkstatt
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    Besuchen Sie uns in der Bildhauerei-Werkstatt im Historischen Bahnhof
    © Foto: Helmut Reinelt

Vielfältige Gesteinsarten können für die Erstellung einer Skulptur oder eines Reliefs zum Einsatz kommen. Neben Kalk- und Sandstein, ist Marmor wohl das bekannteste Material, aus dem Figuren geschaffen werden. Die Härte des verwendeten Gesteins entscheidet darüber, welche Werkzeuge zur Bearbeitung genutzt werden. Viele davon gibt es in unserer Werkstatt im historischen Bahnhof zu entdecken.

Wie bei der Herstellung einer Bronzeplastik sind auch bei der Stein-Bildhauerei Handwerk und Kunst eng miteinander verbunden. Nicht alle Künstler*innen schlagen ihre Figuren selbst aus dem Stein, manche beauftragen hierfür ebenso Handwerker*innen oder Assistent*innen.

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Gips

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    Gipsabdruck eines Arms im Künstlerworkshop mit Kristina Köpp | Der Arm wird in Ton eingedrückt. So entsteht die Gussform
    © Foto: Kristina Köpp
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    Gipsabdruck eines Arms im Künstlerworkshop mit Kristina Köpp | Der Gips wird in die Form gegossen.
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    Gipsabdruck eines Arms im Künstlerworkshop mit Kristina Köpp | Die fertige Gipsform wurde nach Entfernung des Tons.
    © Foto: Kristina Köpp

Gips lässt sich auf vielerlei Art in der Bildhauerei verwenden. Mit Hilfe von flüssigem Gips lassen sich in einem ähnlichem Verfahren, wie dem Bronzeguss zuvor gefertigte Modelle nachgießen und vervielfältigen. Ebenso ist es möglich aus einem Block Gips, ähnlich der Steinbildhauerei eine Skulptur zu fertigen. Hierfür wird der Block mithilfe von Werkzeugen beschlagen und bearbeitet.

Gipsbinden bieten weiterhin die Möglichkeit gefertigte Figuren zu überziehen und ihnen eine neue Oberflächentextur zu verleihen. Stella Hamberg nutzte bei der Fertigung ihrer Skulptur die Taube Gips, dessen textile Struktur sich noch an den Oberflächen der Bronze erkennen lassen.

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Holz

  • Materialien Bildhauerei-Werkstatt Holz
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    Werkzeuge zur Holzbearbeitung
    © Foto: Helmut Reinelt
  • Materialien Bildhauerei-Werkstatt Holz
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    Werkzeuge zur Holzbearbeitung
    © Foto: Helmut Reinelt

Holz erfreute sich insbesondere im Mittelalter als Werkstoff für Skulpturen großer Beliebtheit. Darum überrascht es nicht, dass in unserer aktuellen Ausstellung »In Form!« besonders viele Skulpturen aus Holz vertreten sind. Das Bildschnitzen galt damals als eigenständige Kunst, derer es einer umfassenden Ausbildung in einer Werkstatt bedurfte. Welches Holz verwendet wurde, richtete sich oftmals nach den lokalen Begebenheiten. Im nördlichen Europa wurde darum oft auf Eiche oder Linde zurückgegriffen, während im südlichen Europa Nussbaum oder Pinie beliebt war. Natürlich besitzt jedes Holz eine eigene Härte, was die Verarbeitung manchmal schwerer oder einfacher macht.

In der Kunst der klassischen Moderne war Holz ebenso beliebt, wie beispielsweise die Skulpturen Herrmann Scherers oder Arps Reliefs eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Austellungen

RODIN / ARP

bis zum 14. 11. 2021 / Neubau

STELLA HAMBER. CORPUS

bis zum 22. februar 2022 / Arp-Etage

KUNSTKAMMER RAU: IN FORM!

Skulptur und Plastik bis 1900

bis zum 30. Januar 2022 / Kunstkammer

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