#ARPSLIEBLING | HEILIGER ANTONIUS VOR DER STADT

23 Dez 2020

  • Hl. Antonius vor der Stadt
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    Hl. Antonius vor der Stadt | Albrecht Dürer | 1519
    © Sammlung Kraft Köln | Foto: Eberhard Hahne
  • Ausstellungswand zum Hl. Antonius
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    Ausstellungswand zum Hl. Antonius | Kunstkammer Rau: Traum und Vision
    © Sammlung Kraft Köln | Foto: Helmut Reinelt
Daniela Bennewitz | Freie Kunsthistorikerin

»Die Nase zwischen den Buchseiten vergraben, wird Antonius der Einsiedler nicht wie üblich in der Wüstenei gezeigt, sondern vor einer atemberaubenden Stadtkulisse.«

#ARPSLIEBLING

RÜCKZUG INMITTEN DER DICHTEN STADT

»Die Nase zwischen den Buchseiten vergraben, wird Antonius der Einsiedler nicht wie üblich in der Wüstenei gezeigt, sondern vor einer atemberaubenden Stadtkulisse. Die Bildkomposition ist formal und inhaltlich gelungen: Die Silhouette des Heiligen wiederholt sich in den Umrisslinien der Stadt.

Das Doppelkreuz mit Glöckchen, das zu Füßen des Heiligen dargestellt wird, balanciert gekonnt den Bildraum aus. Zugleich ermöglichen uns diese Attribute Antonius als Schutzheiligen zu identifizieren. Der Anblick der Häuser und Türmchen lässt Fernweh aufkommen, denn es handelt sich um Versatzstücke aus Innsbruck, Trient und Nürnberg. Architektur, die Dürer u.a. auf seinen Studienreisen skizziert hat.

Mit der dichten Stadt verbinden sich Vorstellungen von Betriebsamkeit und aktivem Tun. Der lesende Heilige verkörpert stärker einen zurückgezogenen und versunkenen Habitus. Auch im alltäglichen Leben wechseln sich aktives wie kontemplatives Handeln ab, was Dürer in diesem Blatt gekonnt wiedergibt.«

AUTORIN

Daniela Bennewitz | Freie Kunsthistorikerin, Kunst- und Architekturvermittlerin für Führungen in Deutsch und Englisch

INFO ZUR BEITRAGSREIHE

#ARPSLIEBLING | DIE LIEBLNGSKUNSTWERKE UND -ORTE UNSERER KUNSTVERMITTLER*INNEN

Welchen #arpsiebling haben eigentlich die freien Mitarbeiter*innen unserer Kunstvermittlung HANSUNDSOPHIE ? Sie sind an allen Themen rund um die Ausstellungen und das Museum interessiert und geben ihr umfangreiches Wissen in den verschiedensten Kunstvermittlungsformaten leidenschaftlich an unserer Besucher*innen weiter. Wir waren neugierig, für welches Werk ihr Herz besonders schlägt und haben eine wunderbare Sammlung von Lieblingskunstwerken mit sehr persönlichen Texten zusammengetragen.

Wir veröffentlichen sie hier an dieser Stelle regelmäßig während des Lockdowns und darüber hinaus. Nach der Wiederöffnung sind Sie als Postkarten mit Bild und Text im Museum zu finden und können bei einem Besuch sehr gerne mitgenommen werden.

TRAUM

Im Traum ist alles möglich


Die Ausstellung TRAUM UND VISION in der KUNSTKAMMER RAU beginnt mit dem Thema Traum. In ihm ist alles möglich: Es wachsen einem Flügel oder man überquert Wunschbrücken in einen transzendenten Raum zu Geistern und Göttern. Im furchterregenden Blick der Medusa und in den großformatigen Masken und Fetischfiguren aus Afrika und Papua-Neuguinea gewinnen unsere Traumgestalten ein Gesicht. Sie bannen das Böse, vertreiben schlechte Träume oder lassen den Träger mit den Ahnengeistern, die sich in ihnen vergegenwärtigen, verschmelzen.

Träume offenbaren aber auch Ur-Ängste der Menschen. Sie lassen die Hölle auf Erden erstehen. Exemplarisch steht hierfür der Kampf des hl. Antonius mit seinen inneren Dämonen. Die unterschiedlichen Facetten der Qualen des Heiligen werden besonders in den Werken aus der Sammlung Kraft verdeutlicht, die aus unterschiedlichsten Epochen stammen. Mal ist es der Teufel, der dem asketisch lebenden Mann Trugbilder von schönen Frauen oder ein Leben in Wohlstand und Reichtum vorspiegelt, dann ist es die Misshandlung durch grausige Dämonen, die ihm unerträgliche Schmerzen zufügen. Seine Versuchungen und Peinigungen sind vor allem beliebte Bildmotive in der spätmittelalterlichen Kunst (u. a. hier bei Cranach, Dürer, Brueghel). Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist die Darstellung des hl. Antonius von Jan Mandijn aus dem 16. Jahrhundert. Eine der jüngsten Arbeiten in diesem Themenbereich stammt von Antonius Höckelmann (1937 – 2000), der seinen letzten Bildzyklus kurz vor seinem Tod der »Versuchung des hl. Antonius« (1998 – 2000) gewidmet hat.


In der Moderne wird die Hölle zur Unterwelt: In durchsichtig dunklen Schlieren huschen geisterhafte Schatten durch die Vorhölle von Johannes Brus. Peter Gilles wirft seine inneren Dämonen mit seinem eigenen Blut auf die Leinwand zurück.

DIE AUSSTELLUNG

Ausführliche Informationen zur aktuellen Ausstellung der Kunstkammer Rau sind unter folgendem Link zu finden:

KUNSTKAMMER RAU. TRAUM UND VISION | 1500 - 2000

nach der Wiederöffnung bis zum 07. März 2021

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