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KUNSTKAMMER RAU | MEINE MODERNEN FRAUEN_DAS LILIENATELIER

29 Mai 2022

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    Paula Modersohn-Becker in ihrem Atelier bei Brünjes um 1905
    © Foto: Karl Brandt | Paula Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen
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    Paula Modersohn-Becker | Brustbild einer Frau mit Mohnblumen, um 1898
    © Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen
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    DAS SIND MEINE MODERNEN FRAUEN. Ausstellungsansicht_Im Atelier
    © Helmut Reinelt
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    DAS SIND MEINE MODERNEN FRAUEN. Ausstellungsansicht_Im Atelier
    © Helmut Reinelt
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    DAS SIND MEINE MODERNEN FRAUEN. Ausstellungsansicht_Im Atelier
    © Helmut Reinelt
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    Edgar Degas, Porträt der Marguerite Degas, 1853–54
    © Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF,
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    Auguste Renoir, Frau mit Rose, um 1876 | Lucas Cranach d. Ä., Bildnis der Katharina von Bora, 1529
    © Arp Museum Bahnhof Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF | Museen Böttcherstraße, Ludwig Roselius Museum, Bremen

»Hier entstanden die meisten ihrer zahlreichen Bilder, Zeichnungen und Skizzen, die Freunde und Verwandte erst nach ihrem Tod entdeckten.«

Das Atelier

Paula Modersohn-Becker und ihr Lilienatelier

 

Auf der Fotografie von Karl Brandt aus dem Jahr 1905 sehen wir Paula Modersohn-Becker in ihrem Atelier sitzend. Seit sie sieben Jahre zuvor nach Worpswede kam, hat sie hier gelebt und gemalt.

 

In dem zentralen Raum der Kunstkammer Rau verweisen wir auf das Atelier der Künstlerin. Das sogenannte „Lilienatelier“ im Brünjes-Hof war in Ultramarin und Türkis gestrichen. Wir haben den Farbeindruck hier angedeutet.


Das Gemälde „Frau mit Mohnblume“ stammt aus der Anfangszeit von Paula Modersohn-Becker. Es macht das Formfinden der angehenden Künstlerin anschaulich. Die meisten Arbeiten der jungen Künstlerin haben das Atelier nie verlassen. Das gilt auch für die Porträts und Selbstporträts. Beeindruckend ist der reduzierte Stil, mit dem Paula Modersohn-Becker das Wesentliche der Personen erfasst. Hierfür findet sie Anregungen in Paris: bei den Altmeistern in den Museen und in Galerien, in denen sie das Werk ihrer Zeitgenossen studiert.

Paulas Arbeit und Leben

KÜNSTLERIN UND EHEFRAU

Im Mai 1901 heiratete die damals 25-jährige Paula Becker den kurz zuvor verwitweten Maler Otto Modersohn. Die Ehe war zunächst getragen von kreativem Austausch und gegenseitiger Wertschätzung des künstlerischen Schaffens. Und auch später, als das Paar sich menschlich und künstlerisch auseinanderentwickelte, ermöglichte Modersohn ihr weiterhin, als freie Künstlerin zu arbeiten. Um 1900 war das durchaus ungewöhnlich. In der Regel war es üblich, dass die Künstlerin-Ehefrau in den Schatten ihres Mannes trat und ihren Pflichten als Hausfrau, Gastgeberin und vielleicht auch Muse nachging. Das kam für Paula Modersohn-Becker nicht in Frage.

 

Sie organisierte ihr Leben so, dass sie ihre nicht zu umgehenden Pflichten als Hausfrau und Stiefmutter der kleinen Elsbeth Modersohn mit ihrer künstlerischen Arbeit vereinen konnte. Sie richtete sich feste Arbeitszeiten ein und malte nicht zu Hause, sondern gestaltete ihre ehemalige Wohnung in ein eigenes Atelier um. Das „Lilienatelier“ im Brünjes-Hof erhielt ein großes, bis in das Dach hineinreichendes Fenster und den charakteristischen Anstrich in Ultramarin und Türkis.

 

INSPIRATIONEN UND EINFLÜSSE

An die Wände hängte Paula Modersohn-Becker Reproduktionen der Bilder, die sie beeindruckt hatten und die sie inspirierten. Es waren Mumienbilder aus dem Fayum und das Foto eines Gemäldes von Raffael, das Sie hier in dem verzierten Holzrahmen sehen können. Aber auch Abbildungen anderer antiker Werke, persischer Miniaturen aus dem Musée Guimet in Paris, Fotos von Reliefs der buddhistischen Tempel im javanischen Borobudur und Kunst-Reproduktionen von Altmeistern wie Giotto und Cranach bis zu den Künstlern ihrer Zeit wie Gauguin, Cézanne und Denis.

 

Das erinnert auch an den Almanach „Der Blaue Reiter“. Wassily Kandinsky und Franz Marc haben ihn 1912 herausgegeben und in ihrer Publikation Werke aus den unterschiedlichsten Epochen und Kulturkreisen nebeneinandergestellt, gleichrangig und ohne zwischen Hochkunst, Volkskunst oder Stammeskunst zu unterscheiden. Dabei ging es ihnen nicht um formale oder stilistische Ähnlichkeiten, sondern vor allem um die verschiedenen geistigen Bezüge zu ihrer Gegenwart. So ähnlich holte sich Paula Modersohn-Becker schon einige Jahre früher die Kunst der Welt als Inspirationsquelle in ihr Atelier. In dieser Umgebung konnte die Künstlerin ungestört arbeiten, lesen und nachdenken.

 

EINE SCHATZKAMMER 

Hier entstanden auch die meisten ihrer zahlreichen Bilder, Zeichnungen und Skizzen, die Freunde und Verwandte erst nach ihrem Tod entdeckten. 734 Gemälde und etwa 1.500 Arbeiten auf Papier wurden in einer Turnhalle ausgelegt, begutachtet und sortiert. Die Menge und Qualität erstaunte die Freunde und Verwandten, die sich, abgesehen von Otto Modersohn, zu Lebzeiten wenig für die Kunst der jungen Frau interessiert hatten. Bis heute lösen die Arbeiten mit ihrer – für die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts eigenwilligen – Modernität große Bewunderung aus.

 

 

KUNSTKAMMER RAU: DAS SIND MEINE MODERNEN FRAUEN
Tausche Monet gegen Modersohn-Becker

bis zum 04. 09. 2022 

 

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