09 Jul 2020
aus Novalis' »Allgemeinem Brouillon« von 1798»Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück«
Den theoretischen Ausgangspunkt der gesamten Gartengestaltung der »geheimen gärten rolandswerth« von Bittermann & Duka bilden die Schriften von Novalis (1772–1801), einem der bedeutendsten Vertreter der Frühromantik.
Ein skulpturales Ensemble
Der Park begrüßt seine Besucher mit einem weißen Eingangstor und Parkbänken, die von den Künstlern gestaltet wurden. Herzstück des in Rolandswerth gelegenen Parks ist ein bepflanzter und von Tieren bewohnter, hoher Turm. Rheinseitig ist eine Buchstabenskulptur angebracht. Ausgehend von dem Zitat: »Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück« des romantischen Schriftstellers Novalis (1772–1801), das errätselt auf Tor, Turm und an der Treppe aufzufinden ist, schufen Bittermann & Duka im historischen Hentzenpark ein skulpturales Ensemble.
3-D-Räume, Malerei und Gartenarbeit
Zur Erweiterung ihres Malerei-Spektrums schufen die Künstler zunächst digitale 3-D-Räume. Diese nutzten sie sowohl als Vorlagen für Gemälde wie auch als eigenständige Drucke. Am Anfang ihrer Arbeit stand daher eine Computersimulation: ein Bild von dem Turm, der das visuelle und ökologische Zentrum ihrer »geheimen Gärten« ist.
Doch auch die echte Gartenarbeit kam nicht zu kurz. Der erste Schritt bestand darin, den historischen Hentzenpark mithilfe der Forstbehörde "wiederzubeleben". In der viktorianischen Gartenanlage wurden Wege angelegt und Parkflächen geformt. Fledermäuse und Wildbienen wurden in dem von Bittermann & Duka entworfenen Pflanzenturm aus Beton willkommen geheißen. Zu ihren Entwürfen gehören auch das Eingangstor zu den Gärten, die Typografie der Buchstabenskulptur an der rheinseitigen Treppe sowie die Dokumentation im alten Gewächshaus.
Bittermann & Duka 2002Als ihr Ziel formulierten sie, »an den historischen Punkt anzuknüpfen, als die Malerei die Landschaftsgestaltung beeinflusste, und der Gartenbau zu neuen malerischen Motiven führte«.
Bittermann & Duka gingen in ihren gemeinsamen Arbeiten als Künstlerpaar davon aus, dass Landschaft und Natur als Bild wahrgenommen werden, weil unsere Vorstellungen von Landschaft und Natur durch Bilder bestimmt sind. Sie beriefen sich dabei auf die Geschichte der bis zu 300-jährigen Landschafts- und Gartenarchitektur. Natur wurde hier bewusst und unbewusst nach Bildern geformt, die als ästhetische, schöne und romantische Vorbilder galten. Diese Gedanken griffen Bittermann & Duka auch in ihrer Arbeit »geheime gärten rolandswerth« für den Remagener Stadtteil Rolandswerth auf.
Das »Künstler-Ich«
Die Ausstellung »geheim« widmete sich im Themenjahr 2013 des »Künstler-Ich« gleichermaßen dem langjährigen gemeinsamen Werk von Caro Bittermann und Peter Duka, als auch den daran anknüpfenden Solo-Arbeiten beider Künstler. Von 1995 bis 2004 arbeiteten »Bittermann & Duka« gemeinsam an dem umfangreichen Projekt »Die Dritte Kammer«. Im Rahmen dieser Werkphase entstand auch der öffentliche Park »die geheimen gärten rolandswerth« für das Skulpturenufer Remagen. In einem chronologischen Parcours entlang der wichtigsten Gemälde und grafischen Arbeiten wird »Die Dritte Kammer« im Arp Museum Bahnhof Rolandseck retrospektiv vorgestellt.
Caro Bittermann greift in ihrem Solo-Projekt »Jardins d'amis« die in der gemeinsamen Arbeit vollendete Gedankenschleife wieder auf und präsentiert ihre über 100 Gouachen umfassende Porträtserie sowie einen Film über ihr Garten-Kunstwerk in Südafrika.
Peter Dukas vorlagenfreie Malereiserien verfolgen den Gedankenkomplex der Ruinenmalerei im romantischen Kontext weiter, welcher ebenfalls bereits in den Gemeinschaftsarbeiten des Künstlerpaares eine Rolle spielte. Auf verschiedenen Ebenen kann in der Ausstellung Geheimes enträtselt werden – einige Dinge bleiben aber »geheim« und lassen Spielraum für die eigene Imagination.
Caroline Bittermann wurde 1957 in München geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin und Paris.
Peter Duka, 1954 in München geboren, lebt und arbeitet in Berlin.
Weiterführende Informationen
Anlässlich des 2000-jährigen Bestehens der Stadt Remagen wurde die Idee zu einem dauerhaften Kunstprojekt entlang des Rheinufers in Kooperation mit dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck entwickelt. Ein Skulpturenufer mit derzeit 14 Arbeiten renommierter Künstlerinnen und Künstler wurde von 2001 bis heute auf 14 Rheinkilometern zwischen Remagen-Rolandswerth und Remagen-Kripp realisiert.
Für Gruppen mit bis zu 6 Personen bieten wir auch ca. 2-stündige geführte Fahrradtouren an, bei denen Ihnen kenntnisreich und unterhaltsam die einzelnen Skulpturen näher gebracht werden.
Weiter Infos: KONZEPT / INFOS / KARTE ZUM SKULPTURENUFER ROLANDSECK